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myTaxi – eine App verändert eine Branche

Vor kurzem durfte ich mit meiner reisebloggenden Familie einen Wochenendtrip in die nach eigenem Bekunden schönste Stadt der Welt, nach Hamburg, unternehmen. Die Stadt wollten wir entdecken und in kurzer Zeit möglichst viel sehen. Ausgestattet mit meinem neuen Smartphone und zahlreichen Apps – von Tripadvisor bis Car2Go Black – konnte im Großstadtdschungel nichts mehr schief gehen und wir konnten genau planen wann, wohin und wie. Dummerweise hat die Bahn genau an dem Wochenende gestreikt, die S-Bahnen in Hamburg (und andernorts) fuhren so gut wie gar nicht.

Was tun, um nicht unnötig viel Zeit mit dem Warten auf die S-Bahnen zu verlieren? Mir fiel die myTaxi-App ein, die ich auch dabei hatte. Registriert war ich zwar bei myTaxi, hatte es aber noch nie ausprobiert.

Was ist myTaxi?

Dafür wurde es nun Zeit, denn ich hatte schon einiges von myTaxi gehört (und auch schon andere positive Erfahrungen mit dem Taxigewerbe gemacht).  Ich finde Ideen faszinierend, die das Zeug haben, eine ganze Branche zu verändern. Wenn man glaubt, dass nun so langsam alle Ideen und sinnvollen Geschäftsmodelle bekannt sein müssten, dann kommt doch noch eine um die Ecke, die den „Wow“-Effekt hat. myTaxi gehört dazu.

Mit der App kannst Du ein Taxi bestellen. Und bezahlen. Nicht mehr und nicht weniger. Du signalisierst, dass Du ein Taxi suchst und alle freien Taxifahrer in der Umgebung sehen, wo Du Dich aufhältst und können über ihre Version der myTaxi-App die Fahrt bestätigen. Wer zuerst kommt, mahlt zu erst.

Taxi kommt, Du steigst ein, fährst los und plauderst mit dem Taxifahrer. Am Ende der Fahrt tippt er den Fahrtpreis in seine App ein, Du bekommst in Deiner App die Zahlungsaufforderung, kannst noch Trinkgeld drauflegen und dann per hinterlegter Kreditkarte zahlen. Zum Schluss kannst Du noch Fahrer und Fahrzeug bewerten.

So einfach. So gut.

Wie verändert myTaxi die Branche?

An diesem Beispiel kann man sehr schön erkennen, welche Macht so eine einfache App haben kann: Sie verändert langjährige, eingeschwungene, aber auch verkrustete Branchen.

  • Umkehren der Marktverhältnisse: Früher sind Taxifahrer rumgefahren oder haben sich an vermeintlich interessanten Orten aufgehalten um ihre Kunden zu suchen. Das hat sich umgedreht – nun kommen die Kunden zum Taxifahrer (zumindest virtuell in die App).
  • Beschleunigung des Bestellprozesses: Bisher musste man bei einer Taxizentrale anrufen, die wiederum per Funk einen passenden Fahrer gesucht hat. Als Kunde wusste man nicht genau, wann das Taxi nun kommt. Der Bestellprozess ist mit der App drastisch verkürzt – eine Taxizentrale ist nicht mehr erforderlich und der Kunde sieht in seiner App auf einer Karte exakt, wo „sein“ Taxi unterwegs ist und wann es ankommt.
  • Beschleunigung der Bezahlung: Wie mühsam war das Bezahlen im Taxi – Kreditkarte hat eh‘ nie funktioniert (weil es das Taxiunternehmen zusätzliche Gebühren kostet) und das Rumfummeln mit dem Bargeld hat ewig gedauert. Genauso wie das Erstellen der Quittung. Mit myTaxi sind das wenige Klicks in der App und auch die Quittung (inkl. Datum, Start und Ende der Fahrt) kommt automatisch per Mail.
  • Schnellere Liquidität für den Taxifahrer: Ich habe die Fahrer natürlich gefragt, wie sie myTaxi finden. Unisono: Der größte Vorteil ist, dass die Abrechnung nun in 4-5 Wochen erfolgt. Bei den herkömmlichen Zentralen mussten erst die Papierbelege in die Zentrale gebracht werden, dann kam das Geld in 6-8 Wochen.
  • Steuerung der Auslastung über den Preis: Preismangement beim Taxifahren ist eine Wissenschaft für sich, aber auch das hat myTaxi gelöst. Der Fahrer kann angeben, wieviel Prozent Provision er myTaxi abgeben möchte. Dabei kann er jederzeit den Wert zwischen 3% und 15% variieren. Natürlich bekommt er bei einem niedrigen Wert weniger Fahrten angeboten. Der Vorteil aber – ist viel los in der Stadt und ist seine Auslastung gesichert, so kann er mehr einbehalten.
  • Freundlichere Taxifahrer: Nicht zu unterschätzen ist die Bewertungsfunktion für Fahrer und Fahrzeug nach der Fahrt. Es ist wirklich auffallend gewesen, wie viel bemühter und freundlicher die myTaxi-Fahrer waren im Vergleich zu ihren Kollegen, die einer anderen Taxizentrale angeschlossen waren.

Einen Kritikpunkt gibt es aber, den die Fahrer mir genannt haben: Das Trinkgeld wird per Knopfdruck in der App gleich mit abgerechnet und auf den Fahrpreis aufgeschlagen. Auf diesen Gesamtpreis wird die Provision kalkuliert – und damit zahlt der Fahrer auch Provision auf das Trinkgeld. Das tut natürlich weh, wenn man davon ausgeht, dass – ähnlich wie in anderen Serviceberufen – das Trinkgeld eine wichtige Einnahmequelle darstellt.

Die Erkenntnisse, die man aus der Analyse des Geschäftsmodells von myTaxi ziehen kann, können Dir helfen, die richtigen Ziele für Deine revolutionäre Idee zu finden.

Was willst DU erreichen? Wie willst DU eine Branche verändern?

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Disclaimer: Auch wenn es sich nicht so anhört – ich bekomme kein Geld, keine Gutscheine oder sonstige Vergünstigungen von myTaxi. Ich stehe auch in keiner Beziehung zu myTaxi. Mir gefällt einfach nur die App bzw. die Veränderung in Geschäftsmodellen, die sie auslöst.

Christoph
Christophhttps://www.marktding.de/christoph-ludewig
betreibt Marktding.de. Ausserdem ist er B2B-Marketer und Stratege mit einer Vorliebe für Wachstumsstrategien und der Entwicklung und Vermarktung von Dienstleistungen und technischen Produkten. Sein besonderes Faible gilt der Entwicklung von produktbegleitenden Dienstleistungen. Mehr über Christoph hier im Blog.

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