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Veränderung erforderlich: Umdenken im Marketing

Eine Studie von Adobe (Download als pdf) hat es an den Tag gebracht: 73 Prozent der europäischen Marketer glauben, dass eine Veränderung und Neu-Definition ihrer Rolle erforderlich ist, um auch in Zukunft erfolgreich ihren Job machen zu können.

Zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten finden auch, dass sich das Marketing in den letzten zwei Jahren stärker verändert hat als in den letzten 50 Jahren davor.

Als die größten Auslöser von Veränderung werden zu 65 Prozent die zunehmende Anzahl an Kanälen und Plattformen für die Zielgruppenansprache  genannt, gefolgt von neuen Denkweisen über das Kunden-Engagement (59 Prozent) und neuen Technologien, um die Effektivität von Marketing analysieren zu können (54 Prozent).

Als Hemmnisse für die Veränderung und Anpassung der Aufgabenfelder werden eher organisatorische als persönliche Herausforderungen angeführt: erforderliche organisatorische Veränderungen, fehlende Fortbildung, unklare Definition von Rollen und Verantwortlichkeiten und die mangelnde Bereitschaft der Unternehmen Neues auszuprobieren.

Gefragt nach der Bedeutung versus der eigenen Leistungsfähigkeit von einzelnen Digitalen Marketing Disziplinen treten einige Blind Spots auf: bei Personalisierung, Targeting, Response Management, Content Management und Erfolgsmessung liegt die Differenz zwischen Bedeutung und Leistungsfähigkeit bei 20% und mehr.

Das Fazit: Veränderung im Marketing ist notwendig – ich wollte ja, wenn ich nur könnte

Soviel zu den Fakten. Wenn ich das mal kurz in meinen Worten zusammenfassen dürfte:

  • Veränderung ist erforderlich, um erfolgreich zu bleiben: Äh, ja und? Wenn sogar der Überlebenserfolg in der Natur davon abhängt, wie gut sich eine Spezies wandelnden Rahmenbedingungen anpassen kann – warum sollte es gerade im Marketingjob anders aussehen?
  • In den letzten Jahren hat die Veränderungsgeschwindigkeit zugenommen: Mal abgesehen davon, dass ich kaum glaube, dass einer der Befragten bereits vor 50 Jahren im Marketing gearbeitet hat und die Veränderung in diesem Zeitraum live mitbekommen hat, scheint es ja doch sehr überraschend zu sein, dass sich die Welt verändert. Könnte es sei, dass das Marketing in Form von Produktdigitalisierung, neuen Geschäftsmodellen sowie neuen Vertriebswegen und Kommunikationsformen sogar massiv zu der Veränderung beigetragen hat?
  • Und natürlich will ich mich verändern, aber das System lässt mich nicht: Genau, Fortbildung fehlt und Aufgabendefinition. Also jemand, der dir sagt, was zu tun ist. Dann veränderst Du dich nicht, Du wirst verändert!  Also lieber warten als aktiv werden. Lieber über das lamentieren, was Du nicht beeinflussen kannst, als dort anzupacken, wo Du beeinflussen kannst.
  • Es gibt im Marketing Themenbereiche, die wichtig sind, aber vom Marketing nicht beherrscht werden: Das ist der einzige Punkt, den ich nachvollziehen kann. Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung, sagt man. Natürlich sind in den letzten Jahren neue Aufgabenfelder im Marketing dazugekommen. Oder sollte ich sagen: Überhaupt erst möglich geworden?

Denn genau das ist es: Was sich der Marketer vor 50 Jahren gewünscht hätte (oder vielleicht auch nicht, weil er es sich gar nicht vorstellen konnte), ist heute machbar: Zielgruppenspezifische Kommunikation ohne Streuverluste zu geringsten Kosten, Dialog mit den Kunden, Auswertung der Effektivität von Kampagnen, und und und….

Ein Auto von heute ist auch nicht vergleichbar mit einem Auto von vor 50 Jahren – egal, ob es den Komfort, das Design, die Technologie, die Entwicklung oder die Produktion betrifft. Und der Job des Ingenieurs sowie die Anforderungen an ihn haben sich genauso dramatisch gewandelt.

Warum glauben Marketer also, dass das bei ihnen anders sein sollte?

Veränderung als Chance begreifen – auch und gerade im Marketing

Die momentane Veränderungsgeschwindigkeit im Marketing ist eine Riesenchance: Die Bedeutung und die Möglichkeiten nehmen jeden Tag zu. Natürlich gehört Lernbereitschaft und Neugier dazu, um die neuen Möglichkeiten nicht nur verstehen, sondern beherrschen und anwenden zu können.

Die höhere Geschwindigkeit in der Kommunikation, die Vielzahl der Kanäle, die Dialogmöglichkeit und die Messbarkeit des Marketingerfolgs bietet die einmalige Möglichkeit, den Stellenwert des Marketings im Unternehmen zu erhöhen.

Raus aus der „bunte Bildchen-Ecke“, rein in den Kern des Unternehmens. Weg vom Image, dass der Marketer auch „Sport und Religion im Abitur“ hatte, hin zum Profi, der nicht nur eine Meinung hat, sondern Fakten kennt.

Sonst landen wir bei „Was läuft schief im Marketing?“ Teil II.

Was denkst Du über Veränderung im Marketing? Sehe ich das zu überspitzt?

Photo: wondergitti

Christoph
Christophhttps://www.marktding.de/christoph-ludewig
betreibt Marktding.de. Ausserdem ist er B2B-Marketer und Stratege mit einer Vorliebe für Wachstumsstrategien und der Entwicklung und Vermarktung von Dienstleistungen und technischen Produkten. Sein besonderes Faible gilt der Entwicklung von produktbegleitenden Dienstleistungen. Mehr über Christoph hier im Blog.

6 Kommentare

  1. Hallo Christoph,

    stimme dem zu was Du sagst, und man kann nicht oft genug darüber sprechen. Und alle sind sich hier einig. Nämlich ohne Aufgeschlossenheit, Umdenken, neuen Arbeitsansätzen, Sehen der Notwendigkeit des Ganzen…durch das Management geht es nicht. Die Entscheider müssen mitziehen. Allerdings erst mal zurücklehnen und abwarten…so funktioniert es leider auch nicht mehr (was vielen Marketern mehr als klar ist), dazu dreht sich die digitale, Technologie getriebene und kommunikative Welt viel zu schnell. Irgendwann wird es schwierig, auf diesen Zug mit aufzuspringen. Im besten Fall sitzen im Management Menschen mit großer Affinität zu diesen elementaren Themen, sonst wird es oft ein längerer (manchmal nicht enden wollender) Überzeugungsweg des Marketers! Im schlimmsten und leider nicht seltensten Fall scheitert es an den Kosten und Ressourcen im Unternehmen.

  2. Hallo Christoph,

    die Veränderung hat viel mit dem Umdenken im Management zu tun. Marketing heißt heute auch IT – gerade im Onlinemarketing. Aus meiner Sicht müsste in jeder Marketing-Abteilung auch ein Schnittstellen-Manager eingeplant werden, der als „Brückenbauer“ zwischen den verschiedenen Abteilungen übersetzt und Zeit hat, die Anforderungen der einzelnen Abteilungen zu formulieren und entsprechend weiter zu geben. Als Marketer kann man nicht kreativ sein und parallel auch noch als Dolmetscher für die verschiedenen Abteilungen fungieren.

    Netter Gruß
    Petra

    • Hallo Petra,
      guter Punkt. Das stelle ich auch immer wieder fest – viele tolle Ideen, gerade im digitalen Bereich, scheitern daran, dass sich die Marketer nicht an die Technik trauen, bzw. keine Unterstützung haben.
      Grüße
      Christoph

  3. Hi Christoph,

    da ist viel wahres dran. Mit steigenden Chancen nehmen auch die Herausforderungen zu. Und auch wenn der Ein oder Andere meint er liebt Herausforderungen, ist es in der Realität oft anders.

    Die Veränderung und der Mut zu Neuem muss aber auch von oben getrieben sein. Man kann als Initiator fungieren, aber ohne die Rückendeckung der Unternhemensleitung bewegt sich in der Regel nicht viel.

    LG Bärbel

    • Hallo Bärbel, vielen Dank für Deinen Beitrag.
      Du hast recht – Veränderung braucht die Unterstützung des Managements, gegen den Willen geht es nicht. Und wie Du schreibst, stimmt es auch: Nicht warten, bis sich etwas verändert, sondern mitgestalten und initiieren ist „the way to go“ 😉

      Grüße
      Christoph

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