Der Blog zu Marketing, Strategie und Innovation

Was sind eigentlich die Aufgaben im Marketing?

Und was hat diese Frage in einem Blog zu Marketing verloren? Sind wir bei der Sendung mit der Maus?

Genauso würde ich auch reagieren, wenn ich die Überschrift dieses Beitrags lesen würde, ohne zu wissen, was mich erwartet. (Ich nutze schamlos den Wissensvorsprung eines Autors, denn ich weiss bereits wie der Artikel ausgeht 😉 )

In regelmäßigen Abständen habe ich das Gefühl, meinem Umfeld erklären zu müssen, welche Aufgaben im Marketing es eigentlich gibt. Es gibt meines Erachtens kaum ein anderes Tätigkeitsfeld, welches einen so großen Interpretationsspielraum zulässt, was sich dahinter im Tagesgeschäft verbirgt.

Meine bisherigen Interpretationen reichen von „mehr als Werbung“ bis „analytisches Marketing vs. Markenmanagement“ und dem „Marketingprozess„.

Manchmal muss man aber „ekelhaft konkret“ werden – etwa, wenn man in der eigenen Organisation erklären will (oder muss!), welche Aufgaben im Marketing verantwortet werden (und welche nicht!). Oder wenn man die Marketingaufgabe auf verschiedene Mitarbeiter verteilen darf und hierfür klare Abgrenzungen schaffen will.

Ich orientiere mich gerne an den klassischen 4Ps, obwohl es natürlich noch mehr Ps und andere interessante Konzepte gibt.

Welche Aufgaben im Marketing sind denn nun relevant?

1. Markt und Wettbewerb: Was passiert da draussen?

Die Analyse von Markt und Wettbewerb bildet die Grundlage der Marketingarbeit. Du musst wissen, welche Wettbewerber es gibt, was für Produkte sie zu welchen Preisen anbieten und was sich in der Branche tut. Ebenso musst Du aber natürlich auch Deine Kunden und ihre Bedürfnisse kennen. Als Mittel bietet sich primäre und sekundäre Marktforschung an.

Konkrete Aufgaben im Marketing:

  • permanente Recherche und Dokumentation der Erkenntnisse
  • Wettbewerber Factsheets erstellen
  • Kundenzufriedenheitsumfragen durchführen
  • Marktstudien auswerten

2. Neue Produkte: Marketing sichert die Zukunft des Unternehmens

Zu den wichtigsten Aufgaben im Marketing gehört, das zukünftige Produktportfolio zu definieren, damit das Unternehmen auch in Zukunft die Produkte anbieten kann, die die Kunden haben wollen. Damit machst Du nichts geringeres als die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern.

Konkrete Aufgaben im Marketing:

  • strategische Produktplanung
  • Produktkonzepte erstellen und Produktprojekte leiten
  • Business Cases und Wirtschaftlichkeitsrechnungen erstellen
  • Markteinführungskonzepte erstellen und umsetzen

3. Bestehende Produkte: das Optimum rausholen

Wie in dem Beitrag zum Marketingprozess erläutert, besteht eine der Hauptaufgaben für den Marketer darin, das aktuelle Produktportfolio zu managen. Aus einem Soll-Ist-Abgleich zwischen tatsächlichen und geplanten Ab- und Umsätzen lassen sich Ursachen für Abweichungen analysieren und Gegenmaßnahmen zu Förderung des Verkaufs ableiten. Dazu kann der gesamte Marketing-Mix herangezogen werden: von Schulungen, Preisanpassungen, Produktdifferenzierungen und Kommunikationsmaßnahmen.

Konkrete Aufgaben im Marketing:

  • monatliche Soll-Ist-Abweichungsanalyse
  • Ableiten von Marketingmaßnahmen zur Gegensteuerung
  • Umsetzung der Maßnahmen und Kontrolle der Wirksamkeit

4. Preisbildung: Den richtigen Preis definieren

Preisbildung wird von verschiedenen Rahmenbedingungen beeinflusst: Preisuntergrenze, Wettbewerbspreise, Kundennutzen und Preisstrategie.

Im Marketing ist es Deine Aufgabe, den Preis zu bestimmen, der zum Gewinnmaximum führt. Da nur in den seltensten Fällen eine Preis-/Absatzfunktion bekannt sein wird und sich das Umfeld auch regelmäßig verändert, wirst Du hier regelmäßig nachsteuern müssen.

Konkrete Aufgaben im Marketing:

  • regelmäßige Überprüfung der Deckungsbeiträge und Preisstellung der Produkte im Markt
  • Anpassung der Preise
  • Definition der Preise für neue Produkte

5. Externe Kommunikation: Das Sprachrohr zum Kunden

Das ist, was die meisten Leute unter Marketing verstehen: die externe Kommunikation Richtung Kunde und Öffentlichkeit. Das lässt sich in verschiedene Teilbereiche aufteilen:

  • Event: Messen und Veranstaltungen konzipieren und organisieren
  • Print: sämtliche Druckprodukte (Broschüren und Flyer) sowie CI/CD, Logos, Bildmaterial
  • Online: Social Media, Internetpräsenz, Blogs, E-Mailing, etc. gehören dazu
  • PR: Pressearbeit in Form von Veröffentlichung von Pressemitteilungen und Beantwortung von Presseanfragen sowie aktive Information von Journalisten
  • Werbemittel: Give-aways für Kunden – entweder als Streuartikel auf Messen oder hochwertige Geschenke – dürfen nicht fehlen
  • Multimedia: Produktfilme und Imagefilme

6. Besondere Aufgaben im Marketing: interne Kommunikation – Zielgruppe Mitarbeiter

In vielen Unternehmen ist die interne Kommunikation richtigerweise als Stabsfunktion bei der Unternehmensleitung aufgehängt. Aber gerade in vielen mittelständischen Unternehmen ist sie im Marketing angesiedelt, weswegen ich sie hier als „Sonderaufgabe“ aufführe.

Die interne Kommunikation hat die Information (und damit auch indirekt die Motivation) der Mitarbeiter zur Aufgabe. Dazu gibt es zahlreiche Instrumente, derer Du Dich bedienen kannst

  • Vertriebsinformation
  • Intranet
  • Mitarbeiter-Newsletter
  • Unternehmensversammlungen
  • Interne Zeitungen
  • Schwarzes Brett

Aufgrund der Vielfältigkeit der Aufgaben im Marketing – von Strategie bis Projektmanagement, von Business Cases bis Werbung – ist es eine breite Querschnittsfunktion. Das macht den Reiz der Aufgabe, gleichzeitig aber auch die Verantwortung aus.

Welche Aufgaben siehst Du im Marketing? Habe ich irgendetwas vergessen?

Foto: © peshkova – Fotolia.com

Christoph
Christophhttps://www.marktding.de/christoph-ludewig
betreibt Marktding.de. Ausserdem ist er B2B-Marketer und Stratege mit einer Vorliebe für Wachstumsstrategien und der Entwicklung und Vermarktung von Dienstleistungen und technischen Produkten. Sein besonderes Faible gilt der Entwicklung von produktbegleitenden Dienstleistungen. Mehr über Christoph hier im Blog.

21 Kommentare

  1. Hallo Christoph!

    Ich lerne gerade für eine Klausur im Bereich Marketing. Ich finde Deine Liste wirklich sehr hilfreich, vielen Dank dafür!

    Nur eines ist mir nicht ganz klar: Punkt Nr. 6 – das interne Marketing mit der Zielgruppe Mitarbeiter (bei uns in der Vorlesung fiel dieser Punkt unter die unternehmensbezogenen Aufgaben des Marketing, in Abgrenzung zu den markt-, gesellschafts-, und umweltbezogenen Aufgaben). Wo genau liegt hier der Unterschied zur Personal- und Organisationsentwicklung in einem Unternehmen? Motivation der Mitarbeiter sowie interne (Kommunikations-)Strukturen, Weiterbildung (das fiel in Form von „interne Schulungen“ in unserer Vorlesung ins Marketing), etc. sind hier schließlich auch im Vordergrund.

    Für mich klingt es zunächst so, als sei das Marketing dabei stärker auf die Unternehmensziele fokussiert und die Personal- und Organisationsentwicklungsabteilung (falls es denn eine gibt) mehr auf den einzelnen Mitarbeiter und die Mitarbeiterzufriedenheit.

    Viele Grüße
    Linda

    • Hallo Linda, das „interne Marketing“ sehe ich auch eher als Sonderform bei den Aufgaben des Marketings. In der Theorie passt es nicht wirklich zum Marketing, in der Praxis ist es dort aber oftmals angesiedelt. Hat meistens damit zu tun, dass man die Fachkompetenz „Kommunikation“ nicht zweimal im Unternehmen aufbauen will, obwohl die Aufgaben und Zielsetzungen sehr unterschiedlich sind.
      Die Personal- und Organisationsentwicklung ist m.E. eher auf Strukturen und Abläufe fokussiert und „organisiert“ das Unternehmen. Interne Kommunikation ist eigentlich „Chefsache“ und dient der Schaffung von Informationstransparenz und Motivation im Unternehmen. Dazu gehöhren z.B. Instrumente wie interne Newsletter, Unternehmenszeitschriften, das Intranet oder Mitarbeiterversammlungen.
      Hier sieht mal schon, dass man ähnliche Instrumente wie in der externen Kommunikation hat (mit anderen Inhalten) und daher aus reinem Pragmatismus die interne Kommunikation auch dem Marketing zuschlägt.
      Dein Professor mag das aber anders sehen, da in der Praxis nicht immer der theoretische beste Weg genutzt wird. Viel Erfolg bei der Klausur!
      Grüße
      Christoph

  2. Hallo Christoph,
    ich schreibe meine Bachelorarbeit im Bereich Controlling jedoch in Bezug auf Planung und Reporting des Marketing-Controllings. Ich finde deinen Blog sehr interessant, habe schon einige Themen gelesen, die mir dabei geholfen haben Marketing besser zu verstehen. Meine Frage an dich wäre, ob du mir Literatur bzw Internetquellen (gerne auch deine eigenen Beiträge) empfehlen kannst, die mir einen näheren Einblick in die Arbeitsweise einer Marketingabteilung geben, d.h. welche genauen Daten aus dem Markt benötigen sie, was ist wichtig für deren Auswertung, wie ist die vorgehensweise bei der produktplanung, wie werden Entscheidungen getroffen, etc.

    Ich freue mich über jeden Tipp. Danke.

    Viele Grüße,
    Selda

  3. Hallo Christoph,

    vielen Dank für die gute Zusammenfassung!
    Vielleicht habe ich´s überlesen, aber gehört Kaltaquise und Altkunden-Rückgewinnung (wenn man das so nennen kann) auch ins Marketing? Für mich gehört es in den Vertrieb. Was meinst du?

    Liebe Grüße,
    Emma

    • Hallo Emma,
      ich denke, der Vertrieb hat seine Stärken in der direkten Verkaufsverhandlung mit den Kunden. Das Abtelefonieren von Neu- oder Altkundenlisten ist meines Erachtens keine Tätigkeit, in der ein Vertriebler glänzen kann. Marketing kann die Kunden vorqualifizieren und der Vertrieb kann dann mit den interessierten Kunden ins Gespräch gehen. (Das Marketing sollte im Übrigen auch nicht die Listen abtelefonieren, aber z.B. einen Dienstleister auswählen und briefen)
      Grüße
      Christoph

  4. Hallo Christoph,
    deine Aufzählung entspricht den Angaben in der Literatur. Für all die genannten Bereiche braucht es eine ganze Marketingabteilung. Ich bin bei uns in der Firma allein auf weiter Flur und schaffe gerade mal die externe und interne Kommunikation. Alle anderen spannenden Bereiche obliegen dem Vertrieb, dem PM oder sogar der Entwicklung. Ich würde mich gerne von Vertrieb und PM emanzipieren und auch mein Chef sähe es gerne, wenn der Vertrieb verkauft, die Entwicklung entwickelt und nicht jeder ein bisschen Marketing macht.
    Hast du Links zu Beiträgen, die sich diesem Thema widmen? Abgrenzung Vertrieb zu Marketing und dessen Nutzen für die Unternehmung?

      • Hallo Christoph,
        recht herzlichen Dank für Deine Antwort und die Links.

        Wie stehst Du eigentlich zu der Aussage, dass der Marketer der analytische Typ ist, der im Büro arbeitet und der Vertriebler der Mann an der Front ist?
        Ich wurde zuletzt von meinem Chef gefragt, was ICH denn eigentlich auf der anstehenden Messe zu suchen hätte? Das sei doch Aufgabe des Vertriebs!

        Streng genommen hat er ja Recht, aber…ausschließlich im Büro hocken und vorm PC sitzen? Das erscheint mir nicht wirklich reizvoll zu sein! Den Marketer muss doch ebenso in die Ferne ziehen um zu wissen, was er macht.

        Wie habe ich zuletzt im Film „Notting Hill“ gehört: „Der Autor dieses Türkei-Reiseführers scheint tatsächlich schon in der Türkei gewesen zu sein; ein Umstand,welcher der Glaubwürdigkeit des Buchses sehr entgegen kommt…“

        Schönen Abend,

        Andreas

        • Hallo Andreas,
          oh je, das hört sich nicht gut an 😉
          Also…ich finde, Analytik und Vertrieb schliesst sich nicht aus – im Gegenteil: Viele gute Vertriebler, die ich kenne, sind sehr analytisch unterwegs und verbringen mehr Zeit mit Excel als allem anderen: Checklisten, Kundendaten, Gesprächsvorbereitung, Absatzplanungen, …

          Zu Deinem Zitat fällt mir ein ähnliches ein: „The desk is a dangerous place to view the world from.“

          Warum sollte ein Marketer draussen sein?
          a) entweder er ist in der Kommunikation und damit verantwortlich für den Messestand – dann muss er selbstverständlich auf „seinem“ Stand sein und organisieren, dass die Kollegen Standpersonal gut arbeiten können (und erfahren, was gut und schlecht geklappt hat, um für die nächste Messe zu lernen) oder
          b) er ist Produktmanager – dann muss er selbstverständlich mit Kunden und Vertrieb reden, um zu erfahren, was die Kundenanforderungen sind. Zudem kann er sich auf einer Messe einen guten Marktüberblick verschaffen sowie als „Produktexperte“ gerade bei neuvorgestellten Produkten den Vertriebskollegen „Anschubunterstützung“ bieten.

          Viel Erfolg bei Deinen Diskussionen!
          Christoph

  5. Hallo Christoph,

    Danke für die gute Übersicht. Was mir fehlt ist die Funktion der Distribution. Wo würdest du diese in deiner Einteilung sehen? Für mich am ehesten in Pkt. 3

    • Hallo,
      Du hast recht, dass ich „Distribution“ nicht explizit berücksichtigt habe. Es wäre aber richtigerweise am eheseten in Punkt 3 zu sehen.
      Selten finde ich in Marketingorganisationen eine Funktion, die sich ausschliesslich mit dem Thema „Vertriebskanal“ beschäftigt. Wenn, dann ist es am ehestem im Rahmen der Produktentwicklung („Wie können wir das neue Produkt verkaufen?“) oder eben als „Marktsteuerung“ oder „Vertriebssteuerung“. Und das würde sich dann unter dem o.g. Punkt 3 wiederfinden.

      Danke für den Hinweis.

      Grüße
      Christoph

    • Hallo Alex,
      das war pures Glück!!! Zur richtigen Zeit am richtigen ort 🙂
      Hab mein Studium dazu erst begonnen. Eigentlich hatte ich mich auf eine andere Stelle beworben und mir wurde die jetzige dann angeboten 🙂
      Dir viel Erfolg!
      Grüße

  6. Sehr gute Zusammenfassung!! Vielen, vielen Dank dafür =)
    Mir geht es momentan auch so, dass ich eine Stelle im Marketing besetze sozusagen „ohne“ Vorkenntnisse. Kann man sich bei Fragen an dich wenden Christoph?

    Grüße

    • Vielen Dank für das Lob. Freut mich, dass es Dir hilft.
      Klar kannst Du fragen. Viele Themen sind hier im Blog auch beschrieben, dass hilft Dir viellecht auch.
      Liebe Grüße
      Christoph

  7. Vielen Dank für den Beitrag!
    Ich fange gerade eine neue Stelle im Marketing an, quasi ohne Vorkenntnisse und das ist eine sensationelle Zusammenfassung! Sie hilft mir vor allem, Prioritäten zu setzen.

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